Die NANO Channels-Lehrerfortbildung

Vom Einsatz von Nanosensoren in der medizinischen Diagnostik bis hin zu Sonnenschutzmitteln und GPS-Jacken, die auf Nanotechnologie basieren – Schüler aus 20 bei NANO Channels vertretenen Schulen brüten bereits über einigen Nano-Dilemmas, die von ihren Lehrern im Laufe zweier fesselnder virtueller Schulungsseminare des European Schoolnet (EUN) ausgewählt wurden.
Angeregt durch ein äußerst umfangreiches Schulungskit für Lehrer, das im letzten September vom EUN und vom ORT (dem israelischen Schulnetzwerk für Wissenschaft und Technik) verteilt wurde, stellte jeder Lehrer seine persönliche Auswahl von drei bevorzugten Dilemmas zur Diskussion, die als Ausgangspunkt für insgesamt etwa 200 Artikel von Schülern dienen sollen, von denen die besten von den nationalen Medienpartnern des Projekts – darunter die Zeitungen The Guardian, El Mundo und Corriere della Sera sowie Radio 24 – veröffentlicht werden.
Das ergibt umwerfende 10 Artikel pro Schule mit jeweils etwa 300 Wörtern. Bis zum nächsten Februar sind unter den Ergebnissen aller NANO Channels-Klassendebatten auch jeweils 10 Twitter-Meldungen, 10 Mitteilungen auf Facebook und in weiteren landesüblichen sozialen Medien sowie 5 Präsentationen oder Videos zu erwarten.
Zwischen Januar und Mai wird an jeder Schule ein frei gewähltes Nano-Dilemma die Grundlage für eine Live-Rollenspiel-Debatte bilden, an der mindestens 20 Schüler, ein Wissenschaftler, ein NGO-Vertreter, ein Interessensvertreter der Nanotechnologiebranche und rund 20 Personen aus dem lokalen Umfeld der Schüler teilnehmen werden.
Der Höhepunkt jeder Debatte wird die Bekanntgabe einer von den Schülern verfassten Nano-Charta sein, die den schulinternen Ethikkodex sowie einen brandneuen Ethikkodex für Nanotechnologien umfasst, der über soziale Netzwerke veröffentlicht und von einer Liste mit Vorschlägen für öffentliche Maßnahmen begleitet wird. Im Mai wird schließlich jeder Lehrer im Rahmen der vom EUN bereitgestellten Projektvorlage über die Aktivitäten berichten.
Nach den beiden virtuellen Lehrerfortbildungen, die am 29. September und 20. Oktober stattfanden, liegt der Ball nun im Feld der Schüler. Von den 10 Nano-Dilemmas wählten die Lehrer die ersten drei aus, die ihnen am wichtigsten erschienen; aber sie sagten zu, in ihren Klassen auf jeden Fall alle Dilemmas zu präsentieren, nachdem Vorgaben für eine grundsätzliche Altersklassenunterscheidung getroffen waren.
Interessanterweise erscheint in der aus diesen beiden Diskussionsrunden resultierenden Rangliste der Einsatz von Nanosensoren für die medizinische Diagnostik mit weitem Abstand vor allen anderen Dilemmas an erster Stelle. Diese Thematik wird als besser geeignet für die Altersklasse der 14-18 Jährigen angesehen, da es darum geht, eine fein austarierte Balance zwischen der Notwendigkeit zur Früherkennung von Krankheiten und der Notwendigkeit zum Schutz der Privatsphäre von Patienten unter fehlenden konkreten gesetzlichen Einschränkungen zu finden
Die potenziellen Vorteile und Risiken für die Umwelt von auf Nanotechnologie basierenden Solarzellen folgen in der Liste der ausgewählten Dilemmas auf Rang zwei, auf den sie es schafften, weil sie eine Reihe von ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekten berühren, die deutliche Auswirkungen auf künftige Generationen haben werden. Die Nutzung von Sonnenschutzmitteln mit nanobasiertem Titandioxid (TiO2) beziehungsweise Zinkoxid (ZnO) belegt mit knappem Abstand den dritten Platz: Sollten sie anderen Vorschriften unterliegen als die übrigen Sonnenschutzmittel?
Das Potenzial der Nanotechnologie zur Optimierung der menschlichen Gehirnleistung verspricht ebenfalls eine faszinierende Debatte. So auch das Dilemma des „Internets der Dinge“, das es in der Lehrerrangliste auf Platz fünf geschafft hat: Wollen wir in einer Welt leben, in der alles beobachtet wird und für eine Überwachung zugänglich ist?
GPS-Jacken, das potenziell letzte Mittel besorgter Eltern, die die Spur ihrer umherziehenden Sprösslinge verfolgen wollen, erfordern eine sorgfältige Abwägung zwischen dem Sicherheitsvorteil und dem Schutz der Privatsphäre. Die Verwendung von Nanopartikeln in „intelligenten“ Etiketten, um zu erkennen, wie frisch Lebensmittel sind, sowie die mit dem „Human Enhancement“ (Technisierung des menschlichen Körpers) verbundenen Risiken folgen auf den weiteren Plätzen. Komplettiert wird die Liste durch die Quantenpunkt-Revolution bei Glühlampen, während die Nutzung von Nanosilber in antibakteriellen Socken für die Schüler auf den untersten Platz der Prioritätenskala rutschte – all den übel riechenden Sportschuhen zum Trotz.
 
Mitherausgeberin: Maria Chiara Bonazzi Aspden

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