„Nanotech-Kennzeichnung“: MOEBIUS-Radiosendung vom 29. Januar 2012; ZUSAMMENFASSUNG von LUISA FILIPPONI


 
Guten Abend und herzlich willkommen bei Moebius, der Wissenschaftssendung auf Radio24. Wie du sicherlich weißt, ist Moebius Teil des Projekts NANO Channels, das darauf abzielt, das interessierte Laienpublikum zum Thema Nanotechnologie zu informieren und einzubeziehen. Es erreicht dies durch eine Reihe von Aktivitäten, zu denen beispielsweise Online-Umfragen und Gruppendiskussionen zählen, in denen die Öffentlichkeit um ihre Meinung zur Nanotechnologie gebeten wird.
In einer dieser Umfragen fragte das Projekt Verbraucher danach, ob sie bei Produkten, die mithilfe von Nanotechnologien hergestellt wurden, eine spezielle Kennzeichnung erwarteten. Über die interessanten Ergebnisse haben wir mit dem Produzenten und Herausgeber der Wissenschaftssendung Moebius, Federico Pedrocchi, der wissenschaftlichen Beraterin von NANO Channels, Luisa Filipponi, und dem Associate Professor für Management von der Universität Bocconi in Mailand, Fabio Iraldo, diskutiert. Zu den Forschungsschwerpunkten von Professor Iraldo zählen unter anderem die Zertifizierung und Kennzeichnung von Produkten. Im Folgenden gibt es nun eine Zusammenfassung dieser Diskussion.
Zunächst bitten wir Luisa darum, uns die Ergebnisse der NANO Channels-Umfrage mitzuteilen, die im letzten Jahr europaweit durchgeführt wurde. Wir erfahren von ihr, dass auf die Frage, ob die befragten Personen der Ansicht waren, dass „eine spezielle Kennzeichnung notwendig ist, um Konsumartikel kenntlich zu machen, die mithilfe von Nanotechnologien hergestellt wurden?“ etwa 70 % der Befragten mit Ja antworteten. Auf die Frage, wie die Kennzeichnung aussehen sollte, wünschten sich als erste Reaktion etwa 50 % ein Symbol auf der Verpackung und die andere Hälfte wünschte sich eine Nennung der verwendeten Nanomaterialien in der Zutatenliste. Nach eingehenderer Diskussion dieser Frage in den Gruppen waren die Teilnehmer bei näherer Betrachtung der Ansicht, dass ein Symbol sich für den Endverbraucher als wenig hilfreich erweisen könnte, weil nur wenige Menschen wirklich wissen, was es mit der Nanotechnologie auf sich hat. Es besteht die Gefahr, etwas auf die Verpackung zu drucken, das die Menschen nicht wirklich verstehen und das ihnen letztendlich überhaupt nicht helfen würde, eine fundierte Entscheidung zu treffen.
An dieser Stelle betont Federico, dass dies in der Tat der entscheidende Punkt ist: Wenn die Verbraucher wirklich mithilfe der Kennzeichnung informiert werden sollten, müsste eine große Menge an Informationen auf das Etikett geschrieben werden – und dies auf eine Weise, die ein durchschnittlicher Verbraucher verstehen kann. Federico weist außerdem darauf hin, dass in der gleichen Umfrage etlichen Befragten die Marke wichtig sei, die das Produkt verkauft; sie würden sich für Produkte von Markenherstellern entscheiden, denen sie vertrauen. Damit übergibt er die Frage an Professor Iraldo: Welche Kennzeichnungsstrategie sollte man für Konsumartikel verfolgen, die mithilfe von Nanotechnologien hergestellt werden?
Professor Iraldo antwortet, dass es grundsätzlich zwei verschiedene Ansätze bei der Kennzeichnung gibt. Der erste Ansatz verfolgt die Einführung eines freiwilligen oder zwingend vorgeschriebenen Kennzeichnungssystems. In beiden Fällen verdichtet das Kennzeichen Informationen für die Verbraucher, die sich dann mit den Angaben auf dem Kennzeichen auseinandersetzen müssen.
Anschließend befragt Luisa Professor Iraldo nach seiner Meinung zu dem Argument, dass die Kennzeichnung eigentlich die Verantwortung vom Hersteller auf die Verbraucher abwälzt, die möglicherweise mit Informationen zurückgelassen werden, die sie nicht wirklich verstehen. Doch der Hersteller ist seinem Kommunikationsauftrag damit nachgekommen.
Professor Iraldo entgegnet, dass es ein grundsätzliches Problem damit gibt, wie gut lesbar und verständlich die Angaben auf einem Etikett für Otto Normalverbraucher sind. Er führt weiter aus, wie oft Hersteller dazu neigen, eine Menge technischer Angaben auf dem Etikett unterzubringen, um Haftungsrisiken zu vermeiden.
Im Anschluss erläutert Professor Iraldo, dass der zweite Ansatz in der Schaffung einer Marke beziehungsweise eines Qualitätssiegels besteht, das die Verbraucher wiedererkennen können. Bei dem Siegel handelt es sich um ein Symbol (ein Logo), das durch eine Behörde vergeben wird, die für das Testen der verschiedenen Produkte zuständig ist und mit dem Siegel die Sicherheit des Produkts garantiert. Federico, Luisa und Professor Iraldo sind davon überzeugt, dass die Einrichtung einer solchen unabhängigen Behörde die beste Lösung ist. Prof. Iraldo fügt noch hinzu, dass das Vorhandensein einer solchen Behörde die Hersteller dazu antreiben würde, Nanomaterialien auf möglichst sichere Weise und nur dann einzusetzen, wenn sie offensichtlich einen echten Vorteil für den Verbraucher mit sich bringen. Er betont außerdem, wie wichtig es ist, eine Entwicklung wie bei GVO-Produkten zu vermeiden, für die keine entsprechende Behörde eingerichtet wurde, was in eine zufällige Kennzeichnung mündete, die den Verbrauchern am Ende keinerlei Sicherheit garantiert.

Und nun bist du an der Reihe, deine Meinung zur Kennzeichnung von Nano-Produkten zu äußern.

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